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III. Die Philosophie

Philosophie ist Gründung.

Gründer sind jene, die, das Wesen des Seyns wandelnd, seine Wesung auf den Grund eines ursprünglichen Wesens der Wahrheit bringen. Schaffende dagegen erneuern und vermehren je nur das Seiende. Jeder Gründer ist — in einer ihm gleichgültigen Folge — auch ein Schaffender. Kein Schaffender ist schon ein Gründer. Die Gründer sind die Seltenen der Einsamen. Ihr Einziges »besitzen« sie in dem, daß sie, was ihnen Stand und Halt gibt, nie vorfinden, sondern als das Fragwürdigste entwerfen und schütz- und stützenlos aushalten müssen.

Die Gründer bestimmen die kaum faßbaren Anfangs- und Untergangszeiten wesentlicher Zeitalter.

In der Lichtung ihres Gegründeten steht der Sturm jener Entscheidungen, die nicht über Vorgegebenes befinden, sondern das Entscheidbare und Zuentscheidende erst in sein Wesen heben.

Zeitalter, denen die Philosophie die Entscheidungsnot ent ziehen muß, um sie ihrer eigenen Vollendung entgegentreiben zu lassen, sind, historisch befunden, ohne »Philosophie«. Das untrügliche Zeichen dafür ist der Zustand, daß »Philosophie« unter gewissen Vorbehalten als Ausstattungsstück der Kulturwettbewerbe erwünscht bleibt (vgl. oben S. 54).

In solchen Zeitaltern (vgl. das Mittelalter) ist die »Besinnung« auf die Philosophie durch und durch ein bloßer Schein, der sich auf eine Begriffsbestimmung der Philosophie verfestigt und mit einer Abrechnung ihres Nutzens sich befriedigt. Hieraus erwächst dann ein sehr vielgestaltiges »Interesse« an der Philosophie und ihrer Historie und damit jene Luft und Stimmung, die gegen jede eigentliche — fragende - Besinnung unempfindlich macht.

Solcher Schein aber deutet — für den Wissenden — auf die Verborgenheit des Seyns; er+ ist dessen widerwilligster und ahnungslosester Zeuge.


* [Hs.: es]

GA 66