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Zum Wesen der Sprache

Die Stille und die Stillung — sanft zur Ruhe übergehen lassen.

(»Er stillte den Stein«; Stifter, Der beschriebene Tännling)32



152. Die Stille


Das wesende Wort als stimmende Stille (das stille Wort).

Das streitbare Wort als Sage, Verlautbarung.

Das stille und das streitbare Wort je verschieden einig.

Das streitbare nicht schon Unwesen und auch nicht »Ausdruck« eines »Inneren«,

denn die wesentliche Stille ist die Er-stillung des Draußen — des Offenen der Lichtung.

»Innen« ist immer nur Äußerliches!



153. Seyn und Wort


Wort als Wort des Seyns,

Sein — Wahrheit des Seins,

entwerfender Einsprung,

Da-sein.

Er-schweigung des Seyns — nicht etwa auch das Sein »zur Sprache bringen«.

Aber Er-schweigung ist ja nicht »nichts« und anderes als das bisherige, die bloße Ungesagtheit, weil nur das Seiende — seinsvergessen — gemeint.

Die Er-schweigung und die Grund-stimmung.


32 Adalbert Stifter, Der beschriebene Tännling (1845), in: Gesammelte Werke in sechs Bänden, Zweiter Band: Studien II, Wiesbaden 1959, S. 637-692, hier S. 682.


Martin Heidegger (GA 74) Zum Wesen der Sprache und zur Frage nach der Kunst

GA 74