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Das abendländische Gespräch

Feuer, höchstens das Selbe und zwar das, worin das himmlische Feuer selbst noch west.

D.J. »Der Geist« kann aber auch bedeuten ein Geist, innerhalb der Mehrzahl von Geistern; einer der Geister kann »der Geist« sein, der als »Beseeler« die Dichter be-geistert, daß sie so selbst »geistig« sind und Geister. Ja, einer der »Geister« ist ein Geist, insofern er, vom Strahl getroffen, begeistert ist in dem Geist, der einzig der Geist ist.

D.Ä. Die Beachtung dieser Zweideutigkeit im Wort »der Geist« hilft uns vielleicht, die Verse besser zu verstehen, die in der späteren Fassung des Schlußabschnittes von »JBrod und Wein« das Geschick des Geistes sagen.

D. J. Denn immer schickt sich der einzige Geist je und je in einen der Geister, deren er (»Heimkunft«) »viel gute ... schikt«. Der einzige Geist fügt sich in das Geschick der Brüderschaft der Geister. Das Geschick der zornigen Helden ist das Geschick der feurigen, die als solche stets im Übermaß sind — die allzudankbaren. Im Übermaß des Feuers verbrennen sie fast und büßen auf den feurigen Inseln, die voll Asche sind.

D.Ä. Im Übermaß des Feuers, dort wo keine Schatten sind und keine Blumen, verschmachtet der Geist und fast verbrennt der Beseeler. Doch wir tun gut daran, die Verse in ihrem eigenen Ton erneut zu hören und dem Locken der Töne zu folgen, statt Fetzen aus den Versen zu reißen und nach unserem Denken zu nutzen.


Glaube, wer es geprüft! nemlich zu Hauss ist der Geist

Nicht im Anfang, nicht an der Quell. Ihn zehret die Heimath.

Kolonie liebt, und tapfer Vergessen der Geist.

Unsere Blumen erfreun und die Schatten unserer Wälder

Den Verschmachteten. Fast wär der Beseeler verbrandt.


D.J. Die dem Geist eigene Liebe läßt ihn »Kolonie« suchen, schickt ihn in diese.


Martin Heidegger (GA 75) Zu Hölderlin - Griechenlandreisen

GA 75