D.Ä. Zwar spricht die erste Strophe in den unmittelbar voraufgehenden Versen vom Sommer.
D.J. Aber sie spricht da auch nur erst von den Strömen überhaupt, daran zur Sommerzeit die Tiere gehen. Die zweite Strophe erst nennt diesen Strom und nennt ihn durch das Sagen seines einzigen Wohnens.
D.Ä. Im Element des Feurigen wartet der Tempel. Willkürlich deuten wir wohl nicht, wenn wir in den hier genannten Säulen die Bäume erfahren. Ich denke nämlich an den Anblick von Athen, der im Hyperion bei der Erzählung der Überfahrt dahin vor den Ankommenden aufgeht: »... und so lag vor uns Athen und die verwaisten Säulen standen vor uns, wie die nackten Stämme eines Waldes, der am Abend noch grünte und des Nachts darauf in Feuer aufging.«
D.J. Hier sind allerdings umgekehrt wie im Ister-Gesang die Säulen als Bäume und zwar als nackte Stämme erfahren — die verwaisten Säulen.
D.Ä. Während jetzt die belaubten Stämme die Säulen sind und wohl die unverwaisten, in das hegende Ganze des bewohnten Tempels Gehörigen; wir dürfen fast sagen: »lebende Säulen«.
D.J. So wie es in der Patmoshymne heißt, deren dritte Strophe das Aufblühen von Asia, der einen Seite, nennt und sagt:
Und Zeug' unsterblichen Lebens
An unzugangbaren Wänden
Uralt der Epheu wächst und getragen sind
Von lebenden Säulen, Cedern und Lorbeern
Die feierlichen,
Die göttlichgebauten Palläste.
D.Ä.Und das zu den Nachtgesängen gehörige Gedicht »Lebensalter« nennt die »Säulenwälder in der Ebne der Wüste« und fragt: »Was seid ihr?« Wir gehen daher wohl recht, wenn wir ›im brennenden Laube der Säulen‹ um den Ister, den