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Das abendländische Gespräch

D.Ä. Was er anfänglich an der Quell, nämlich auf der anderen Seite, nicht ist.

D.J. Wieder denkst du an das Wort in »Brod und Wein«, das so helles Licht auf das befremdende Geschick des Geistes wirft, daß wir in dieser Helle uns gerade versehen. Mir ist jetzt, als hätten wir, als wir vorhin erneut eine Deutung der Verse versuchten, sie noch einmal mißdeutet, statt sie nur einfach zu hören

D.Ä. und ihr Befremdliches zu achten. Worin, meinst du, haben wir uns erneut versehen?


Glaube, wer es geprüft! nemlich zu Hauss ist der Geist
Nicht im Anfang, nicht an der Quell. Ihn zehret die Heimath.
Kolonie liebt, und tapfer Vergessen der Geist.
Unsere Blumen erfreun und die Schatten unserer Wälder
Den Verschmachteten. Fast wär der Beseeler verbrandt.


D. J. Wir sagten, das Geschick treibe den Geist weg aus der Heimat. Der Geist sei in der Heimat nicht zu Haus; er liebe Kolonie.

D. Ä. Wir bringen so das »zu Hauss« und die »Heimath« in einen Gegensatz, während doch sonst die beiden Namen das Gleiche nennen. Wenn wir so deuten, verfahren wir zwar gewaltsam und achten nicht das Befremdliche.

D.J. Das »zu Hauss« und die »Heimath« meinen das Gleiche. »Ihn zehret die Heimath« heißt dann aber nicht, daß er an der Quell, wo wir die Heimat vermuteten, allzu ungeschützt dem Feuer ausgesetzt sei und schließlich verzehret werde, sondern »Ihn zehret die [Heimath]«.14


14 [Anschluß fehlt, weil eine Manuskriptseite verloren ist.]


Martin Heidegger (GA 75) Zu Hölderlin - Griechenlandreisen

GA 75