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Aufzeichnungen und Entwürfe

Hölderlins Empedokles
Vgl. Überlegungen IV4, 115 f.


Auf dem Grunde und aus dem Gesichtskreis der ersten Fuge des anfänglichen Denkens (des Ereignis) soll der Versuch einer Auslegung von Hölderlins Empedokles und der Hymnen gewagt werden. Die seynsgeschichtliche Stellung Hölderlins ist dabei erfahren in der Einzigkeit seines vorausstiftenden Dichtertums, das den anderen Anfang unserer Geschichte dichterisch gründet.

Empedokles aber als der Denker aus der Mitte des ersten Anfangs, in dessen Gestalt Hölderlin den Denker des anderen Anfangs vorausdichtet und ihm in den Hymnen den Raum gründet. Die Gestalt dieses Denkers muß sichtbar gemacht werden durch den erschließenden Rückgang auf das Da-sein, darin er — es gründend — selbst gegründet ist und das er — nicht nur als »Denker« im engeren Sinn — inständlich durchforscht. Aus der Eröffnung dieses Daseins erst muß ein Blick möglich werden in das Seyn des Seienden im Ganzen, dessen Wahrheit in solchem Dasein sich gründet.

In dieser Richtung soll sich die Verarbeitung der Anmerkungen zu den Empedokles-Bruchstücken bewegen. Sie will nicht »die« Auslegung dieser Dichtung sein; sie gehört ganz und einzig der Bereitung des anderen Anfangs und beansprucht keine »literaturwissenschaftliche« Richtigkeit und Geltung. Sie steht und fällt mit der im »Ereignis« entfalteten Seynsfrage.


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Hölderlins Empedokles

Gelänge es, Hölderlins Empedokles wirklich in den von ihm geforderten und vorgefügten Raum zu stellen und diesen Raum — geschichtlich — zu gründen, dann wäre noch weiter hinein in die


4 [Die] Überlegungen IV [erscheinen in Gesamtausgabe Bd. 94].


Martin Heidegger (GA 75) Zu Hölderlin - Griechenlandreisen

GA 75