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Ein Gespräch selbstdritt auf einem Feldweg

DER FORSCHER: Schon geraume Zeit frage ich mich, wohin unser Gespräch wohl noch treiben mag. Wir erörterten aus der Erinnerung an unser erstes Gespräch über das Erkennen das Denken als das »aktive« Bestandstück des Erkennens. Inzwischen sind wir bei der Frage nach dem Wesen der Technik angelangt.

DER GELEHRTE: Doch ist die Antwort auf diese Frage nicht zugleich eine Kennzeichnung des Denkens? Im Lichte dieser Kennzeichnung zeigt sich nämlich das technisch physikalische Denken, das die Natur als Gegenstand herstellt, wie ein Angriff des Menschen auf die Natur.

DER FORSCHER: Aber Sie meinen doch wohl nicht, die Natur werde in der Physik vergewaltigt? Die Natur und nur sie, so wie sie sich uns zeigt, behält in der Physik das Wort. Es gehört zu den überwältigenden Erfahrungen des Naturforschers, daB die Natur oft anders antwortet, als die Fragen, die der Forscher an sie stellt, es erwarten mochten. Damit ist doch erwiesen, daß der Mensch nicht über die Natur zu Gericht sitzt, sondern sich nach ihr richtet.

DER WEISE: Gleichwohl sollten wir öfters darüber nachdenken, ob nicht die Natur in ihrer Gegenständlichkeit sich mehr verbirgt, als daß sie sich zeigt.

DER FORSCHER: Woran sollen wir dies abschätzen? Wir kennen die Natur doch lediglich so, wie sie sich uns zeigt. Wie sollen wir ihr, wenn es so steht, jemals solches nachrechnen, was sie uns verbirgt; wie können wir der Natur überhaupt auch nur dies zumuten, daß sie uns etwas verbirgt?

DER GELEHRTE: Das klingt mir überzeugend.

DER WEISE: Vielleicht liegt jedoch gerade in dem, was die Natur, wenn die menschliche Vergegenständlichung sie trifft, von sich her kundgibt, eine geheimnisvolle Gegenwehr gegen den Angriff der Technik. Deren Entdeckungen haben


Martin Heidegger (GA 77) Feldweg-Gespräche

GA 77