Übergang. In diesem entgeht das Entstehen, entsteht das Entgehen.
Entstehen geht in sich dem Entgehen entgegen; entgegen steht Entgehen dem Entstehen. Entstehen in die Ankunft des Erscheinens hat das Entgehen nicht vor sich, als weste es außerhalb seiner, sondern Entstehen steht über im Entgang, gegen diesen zu, in das Entgehen über. Das Entgehen aber geht als »Ent«-gehen noch über in den Entstand. Entstehen und Entgehen sind einander »entgegen«. Im Entgegen haben sie schon ihre Fuge, aus der sie einig das Selbe sind. Die Fuge beider ist das »Entgegen« beider. Dieses bedeutet weder nur das gleichgültige Gegenüber der Entgegen-Gesetzten noch gar das »Gegen« des in sich »Widrigen«. Das »Gegen« besagt das aufeinander Zu, so wie wir sagen »gegen« Osten, »gegen« Abend. Doch dieses »Aufeinanderzu« des »Gegen« von Entstehen und Entgehen west je über in ein »mit«, das als »Her von — Hin zu«, als »Hin weg — Her nach«113, in sich entgegengerichtet bleibt. Dieses in sich einfältige vielfältige »Ent-gegen« vermögen wir weder durch Gegensätze noch durch Zusammensetzungen, überhaupt nicht durch Verneinungen zu denken, weil all dergleichen erst diesem »Ent-gegen« als dem Wesen der übergänglichen Zögerung der Weile entstammt.
Dieses anfängliche »Entgegen« nennen wir das »Un-«. Das »Un« bedeutet hier weder das bloße »nicht« und »nein« und »ne« wie in nefas und negatio; noch bedeutet es das »ohne« im Sinne des bloßen »weg« oder des Fehlens. Das »Un« nennt hier die Innigkeit des Nicht-Stehens und Nicht-Gehens: Nicht-Stehen, weil Entstehen im Entgehen, Nicht-Gehen, weil Entgehen aus Entstehen. Die Innigkeit dieses Nicht ist als »Nicht« aus dem »Gegen« zu denken, das als »Gegen« nicht bloß widrig ausschließend ist, sondern gegen als dem »Ent«-zu ..., also das »Ent« wahrend,
113 ⟷ ⟷ aus her — hin, aus hin — [her]*.
* In der Hs. anstelle von [her]: weg. Dies scheint eine Verschreibung zu sein. Zur Ersetzung des »weg« durch »her«, vgl. auch S. 258.