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Einblick in das was ist

den in der ewigen Wiederkehr des Gleichen wesenden Willen zur Macht ausspricht. Was der Denker vom Sein sagt, ist nicht seine Ansicht. Das Gesagte ist das durch ihn hindurch sprechende Echo des Anspruchs, als welcher das Seyn selbst west, in dem Es sich zur Sprache bringt.

Ein Echo zu sein, ist schwerer und darum seltener als Ansichten zu haben und Standpunkte zu vertreten. Ein Echo zu sein, ist das Leiden des Denkens. Dessen Leidenschaft ist die stille Nüchternheit. Sie ist unendlich schwieriger, weil gefährdeter als die vielberufene Sachlichkeit der wissenschaftlichen Forschung. Ein Echo zu sein, nämlich dem Anspruch des Seins, verlangt eine Sorgfalt der Sprache, von der freilich der technisch-terminologische Sprachstil der Wissenschaften überhaupt nichts wissen kann. Die Internationalität der wissenschaftlichen Sprache ist der stärkste Beweis für ihre Boden- und Heimatlosigkeit, was keineswegs besagt, daß die Bodenständigkeit und das Heimische der Sprache durch das bloß Nationale im geringsten schon gewährt und bestimmt oder gar gestiftet werde. Das Heimische einer hohen Sprache gedeiht nur im Bereich des unheimlichen Anspruchs der wesenhaften Stille im Wesen des Seyns.

Der Name Ge-Stell sagt, zur Technik gesprochen und von ihr denkend gehört, daß ihr Wesen eine Epoche des Seyns bestimmt, weil ihr Wesen, das Stellen, im anfänglichen Geschick des Seyns (Φύσις-Θέσις) beruht. Die in der Frühe des Seynsgeschickes im Wesen der Φύσις verborgene Θέσις, das Stellen, kommt in der späteren Epoche des neuzeitlichen Seinsgeschikkes dort eigens zur Sprache, wo Kant, reines Echo des ihn angehenden Anspruchs des Seins des Seienden, das Wesen des Seins als »absolute Position«, als Gesetztheit und Gestelltheit des Gegenständigen, d. h. des Anwesenden ausspricht.1 ·

Ge-Stell als gedachter Name des Wesens der Technik gesprochen und nicht als das sonst geläufige Wort mit dem Mißton des


1 aber gesetzt von wem? Subjekt des Menschen? mit welchem Recht?


Martin Heidegger (GA 79) Bremer und Freiburger Vorträge

GA 79