1.

»Sein und Zeit«


Der hier übernommene Zwiespalt ist: einmal die Frage nach der Wahrheit des Seins (nicht nach der Seiendheit des Seienden) in ihrer ganzen Befremdlichkeit inmitten der metaphysischen Überlieferung und in deren Sprache erstmals zu fragen und festzuhalten; zugleich aber gemäß dem Bezug des Seins zum Menschen das Menschenwesen nicht als ζῷον, sondern aus der Gestimmtheit vom Sein her in seinem Grund als Da-sein erfahrbar zu machen und das »menschliche Da-sein« in einer geschichtlichen Augenblicklichkeit erfahrbar zu machen.

Hier sind die Mißdeutungen unvermeidlich — aber auch jetzt noch müssen sie wie in den vergangenen fünfzehn Jahren getragen werden, weil ja der Grundriß des Denkens doch entschieden ist — bei allen Mängeln der Ausführung die Mißdeutungen auf »Ontologie», auf Existenzphilosophie, auf Anthropologie; dann das Herausrechnen eines Ungenügens in bezug auf diese in Wahrheit ungemäßen Maße.



2.

Die »Zeit«


ist in »Sein und Zeit« nicht das Letzte, sondern das Nächste des Unterwegs zur Wahrheit des Seyns, welches Seyn das Seyn der Wahrheit ist und welches beides in solcher Kehre zurückkehrt in das Ereignis.

Die Überwindung ereignet sich in diesem Übergang von der Seiendheit zum Sein als solchem und d. h. zur Wahrheit des Seins.


*

Die Sorge

ist nicht Notdurft und Leid, sondern Sorge »des« Seyns — die Rükkung seiner Würde in die Fragwürdigkeit.


Martin Heidegger (GA 82) Zu eigenen Veröffentlichungen p. 389

GA 82