1029 a 2 sqq. ist das ὑποκείμενον πρῶτον - ebenso umrißhaft wie zuvor die Weisen der οὐσία - in seinen Möglichkeiten aufgezählt, nämlich in ὕλη, εἶδος und σύνολον. Warum sind es gerade diese drei? Das entscheidend Aristotelische ist offenbar das σύνολον, aus dessen Zergliederung sich erst ὕλη und εἶδος ergeben, wobei die Frage auftaucht, welches das eigentliche ὑποκείμενον sei. Im folgenden konzentriert sich dann die eigentliche Erörterung auf die ὕλη. Wir fragen uns, womit es zusammenhängt, daß dort, wo der Umriß der οὐσία im Sinne des ὑποκείμενον πρῶτον behandelt wird, die ὕλη zum Thema wird. Wenn man zunächst diesem allgemeinen Typus der οὐσία nachgeht und das allererst Zugrundeliegende aufsucht, unter der Voraussetzung, daß das ὄν σύνολον ist, so stößt man beim Suchen auf die ὕλη und es entsteht der Anschein, als sei sie das eigentlich Zugrundeliegende und als solches das im eigentlichen Sinne Seiende. So ist zunächst der Aufriß des Gedankenganges im dritten Kapitel zu verstehen.
Bevor wir dann auf die nicht besonders schwierigen Erörterungen eingehen und sie übersetzen, wollen wir uns im Bezug auf das Folgende noch einmal ganz allgemein diesen Wesensentwurf der οὐσία als ὑποκείμενον πρῶτον klarmachen. Es ergibt sich eine Reihe verschiedener Formulierungen. Beim Übergang von der allgemeinen Erörterung zu der ersten Bestimmung des ὑποκείμενον (1029 a 8) müssen wir λεγόμενον ergänzen. Damit wäre eingeschlossen, daß die οὐσία bestimmt wird durch den dieser Umrißzeichnung voraufgehenden Entwurf, nachdem das Seiende das ist, was durch den λόγος erfaßt werden kann. Das heißt: Wenn wir die οὐσία als ὑποκείμενον πρῶτον nehmen und hören, daß dieses bestimmt wird als τὸ μὴ καθ᾽ ὑποκειμένου λεγόμενον, so ergibt sich daraus, daß der eigentliche Entwurfsbereich der οὐσία durch den λόγος gegeben ist. Wenn wir nun die οὐσία verstehen als die Anwesung, dann ergibt sich durch die jetzige Erörterung die Frage, die man stellen könnte: für wen und wo dieses Anwesen anwest, d. h. in welchem Zeitraum, im weitesten Sinne des Wortes. Es ist seltsam und bedeutungsvoll, daß diese Frage als Frage bei den Griechen nicht vorkommt. Wohl gibt es in gewissem Sinne schon