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Vollständige Mitschrift von Wilhelm Hallwachs

von der Verrichtung selbst, — nicht so, als wäre bei der bildenden Kunst maßgebend, daß das Gebilde für sich steht, als müßte diese Art von Kunst vom Anfertigen her begriffen werden und die andere Kunst anders. Es kommt nur an auf die Art des künstlerischen Zustandes, die dem Tanz entsprechend ist. Die Abgelöstheit trifft nicht das Entscheidende.

Die »Abgelöstheit« eines Tanzes ist etwas anderes als das Vorhandensein eines Dinges.


Bei der Unterscheidung von Kunst und Wissenschaft bringt Kant wieder zwei verschiedene Hinsichten [vgl. K. d. U. §43, C 175]:

1) Feldrneßkunst und Wissenschaft

2) Geschicklichkeit und Wissenschaft.

Worauf kommt es Kant an bei der Unterscheidung von Kunst und Wissenschaft?

Können und Wissen

Feldmeßkunst ist ein Können, zu dem gerade gehört ein Wissen.

Deshalb ist der Unterschied zwischen Können und Wissen nicht sich deckend mit dem Unterschied zwischen Feldrneßkunst und Wissen.

Setzt Kant hier zwei verschiedene Unterschiede — zwischen Feldrneßkunst und Wissen — und Kunst und Wissen?

Kant will nicht etwa sagen, daß das Können ohne Wissen wäre, sondern zu jedem Können gehört das Wissen. Aber das, was die Kunst ausmacht, auch in der Feldrneßkunst, ist nicht, daß einer ausgebildet ist als Geometer, sondern, daß er, wenn er ins Feld kommt, die Sache recht machen kann.

Feldrneßkunst und Wissenschaft sind unterschieden im Hinblick auf das Können. Daß dabei zum Können auch ein Wissen gehört, ist selbstverständlich.

Feldrneßkunst und Wissenschaft

ist der Unterschied

Können und Wissen

bei beiden Gegenüberstellungen verschieden oder derselbe?

Für die Kunst ist das Können entscheidend. Daß ein Wissen da bei [ist], ist selbstverständlich.


Martin Heidegger (GA 84 II) Seminare - Kant-Leibniz-Schiller

GA 84-2