Wir brauchen weder demokratische, noch faschistische »Ideale«; wir brauchen überhaupt keine politischen Ideale, am wenigsten aber die moralische Bevormundung und die politische Erziehung durch andere. Wir brauchen nur das, wofür unser verborgenes Wesen von einsther gebraucht und gerufen ist, welches Wesen sich aus dem Seyn selbst bestimmt. Dies alles vermögen diejenigen, die in die Metaphysik zutiefst verstrickt sind, nie zu | [66] wissen. Ihre anmaßende maßlose Lehrhaftigkeit geht uns nichts an. Die neuzeitliche Verwirrung unseres Wesens und seine Verstrickung in diese Verwirrung vermögen wir nur selbst und langsam, weil in der Auseinandersetzung mit der Metaphysik selbst zu erfahren und zu überwinden. Das Verhängnis der Kriege läßt sich moralisch-politisch nicht erklären; alle Perspektiven der Beschuldigung und Entschuldigung tragen zu kurz.
Gefährlich für uns selbst könnte nur eine Überheblichkeit werden, die uns befallen möchte, sobald Einige in echter Weise wissen, daß unser ein Anderes ist, das uns mahnt, am politischen Willen und Gemache der Anderen, sofern es das Maßgebende und Erste sein möchte, vorbeizugehen, ohne Verachtung und Beachtung. Vorbeigehen kann nur, wer im eigenen Wesen beruht.
Man soll nicht meinen, daß wir erst durch das Unglück zur Besinnung kommen. Die Denkenden und Dichtenden besinnen sich schon lange Zeit und wissen auch, daß diese Zeit, in der sich das Wahre ereignet, lang ist und Denken und Dichten niemals im Wesen dergleichen wie ein Sichbeschäftigen mit »Ideologien«. Man soll wissen, daß man unser Wesen, das nicht unser Gemächte [67] ist, metaphysisch, d. h. technisch-historisch, niemals 1 wissen kann. Nichts hilft es, wenn man sich auf das Planen und Bewirken verlegt und Völker »ordnen« will, die nur sind, wenn sie sind, indem sie wartend ihrer Wesenszukunft gehören.
Wir sollen aber auch selbst wissen, daß die Auseinandersetzung mit der »Demokratie« und ihrem Gegenspiel, dem Faschismus, nie eine wesentliche ist, weil sie, im Politischen bleibend, verkennt, daß die Metaphysik und ihre Wesensherrschaft zur Entscheidung steht.