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Anmerkungen II

Der Unterschied. — Jeder wird daran etwas anderes vermissen und 88 keiner 1 wird sich auf das Nahegelegte einlassen. Dazu müßte sich das Denken erst in sein Wesen ändern.


Zunächst ist nur ein ganz Vorläufiges zu denken. Und das Vermögen unseres Denkens wird dabei bleiben. Das Bleibenkönnen aber ist das Schwerste und — Schönste. Dieses Vorläufige — der Unterschied -ist das Merk-würdige und darum das Seltsame und so das Er-staunliche.


Jetzt kommt erst die lang vorbereitete Achtung des Denkens zur Macht und zwar in der Gestalt des Wiedererwachens des Interesses für »Philosophie« und Anthropologie und Anthroposophie. Das Weltanschauungsgerede wird planetarisch.


»Sartre« — äußerst intelligent, noch größer als die Intelligenz ist die schriftstellerische Gewandtheit, noch größer als die ist die Geschicklichkeit, sich als original zu geben, noch größer als die Geschicklichkeit ist die Verschleierung der Quellen, noch größer als diese ist das Mißverstehen von »Sein und Zeit«, von »Vom Wesen des Grundes«22 und »Was ist Metaphysik?«23 und des Kantbuchs24. Alles bleibt im cartesianischen Bewußtseinsstandpunkt stecken, trotz des Geschreis von »Freiheit« und »Konkretion« und »Existenz«. Für den heutigen Zustand und die Öffentlichkeit und deren journalistische Organisation -ein beachtliches »Phänomen«. Aber — ohne jeden wesentlichen oder gar eigenen Gedanken, | der in der Geschichte des Denkens eine Epoche machen könnte. Aber die Öffentlichkeit wird sich damit auseinandersetzen müssen -für ihre Zwecke und zu ihrer Erhaltung. Gegenüber


22 [Martin Heidegger: Vom Wesen des Grundes. In: Ders.: Wegmarken. GA 9. Hrsg. von Friedrich-Wilhelm von Herrmann. Frankfurt am Main 2/1996, S. 123175.]

23 [Martin Heidegger: Was ist Metaphysik? In: Ders. Wegmarken. GA 9. A.a.O„ S. 103-122.]

24 [Martin Heidegger: Kant und das Problem der Metaphysik (1929). GA 3. Hrsg. von Friedrich-Wilhelm von Herrmann. Frankfurt am Main 1991.]


Martin Heidegger (GA 97) Anmerkungen I-V (Schwarze Hefte) (1942-48)

GA 97