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Anmerkungen IV


Titel sagt, ist nicht nur Theologie, sondern aller Metaphysik und Philosophie fremd. Der Name Eschatologie ist rein aus dem Seyn als dem Ereignis des Brauchs zu denken, worin die Vergessenheit des Unterschieds ereignishaft west. Sofern es glückt, den Namen Eschatologie in dieser Weise zu denken, hat das Denken auch schon an das Seyn gedacht. Vgl. 94.

Die Phänomenologie des Geistes ließe sich als eine Epoche der Eschatologie des Seyns erfahren. Vielleicht wird, solches zu denken, zu seiner Zeit nötig. Umgekehrt ließe sich aus der so gedachten Phänomenologie des Geistes ein Hinweis entfalten, der die Eschatologie des Seyns in den Bereich des Zu-Denkenden brächte. Allerdings müssen wir uns vor der Vorstellung hüten, für die zu leicht die Eschatologie des Seyns nur der umfassendere Bereich wäre, in den die Phänomenologie des Geistes einzuordnen sei. Die Eschatologie des Seyns nennt eine ganz andere Dimension des Wesens der Wahrheit des Seyns.

Der Übermensch ist vollends noch Mensch. So ist er der letzte Mensch im Sinne des Lebewesens, das in das vorstellende Herstellen des Seienden sich eingerichtet hat.

Die Eschatologie des Seyns denkend, denken wir in die Vorbereitung des anderen Wesens des Menschen: daß er der Sterbliche ist. Die übliche Vorstellung von der Sterblichkeit reicht nicht einmal in die Richtung des Wesens, das den Sterblichen auszeichnet.


Wie, wenn der Gott der Philosophen immer noch göttlicher wäre als der Gott Abrahams, der keinen seinesgleichen neben sich duldete, dessen Sohn Jesus alle, die ihn nicht liebten, in die Hölle schickte und dort braten ließ? Was ist es mit einem Gott, der die Göttlichkeit verleugnet und nichts an sich hat von dem Großmut der reinen Freude über seinesgleichen und ihren unerschöpflichen Reichtum? (Eine Anmerkung zu Pascal).


»Besser im Stall als in der Stub« -sagte die Bäuerin, als sie mit dem Handwagen ihre Geiß, die dort ein Bein gebrochen, von der Weide holen mußte.


Martin Heidegger (GA 97) Anmerkungen I-V (Schwarze Hefte) (1942-48)

GA 97