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        als die Bedingung der Möglichkeit und Notwendigkeit der alltäglichen
        Zeiterfahrung aufzudecken. Das Dasein verwendet sich als
        Seiendes, dem es um sein Sein geht, primär, ob ausdrücklich oder
        nicht, für sich selbst. Zunächst und zumeist ist die Sorge umsichtiges
        Besorgen. Umwillen seiner selbst sich verwendend, »verbraucht
        « sich das Dasein. Sichverbrauchend braucht das Dasein
        sich selbst, das heißt seine Zeit. Zeit brauchend rechnet es mit
        ihr. Das umsichtig-rechnende Besorgen entdeckt zunächst die
        Zeit und führt zur Ausbildung einer Zeitrechnung. Das Rechnen
        mit der Zeit ist konstitutiv für das In-der-Welt-sein. Das besorgende
        Entdecken der Umsicht läßt, mit seiner Zeit rechnend, das
        entdeckte Zuhandene und Vorhandene in die Zeit begegnen. Das
        innerweltliche Seiende wird so als »in der Zeit seiend« zugänglich.
        Wir nennen die Zeitbestimmtheit des innerweltlichen Seienden
        die Innerzeitigkeit. Die an ihr zunächst ontisch gefundene
        »Zeit« wird die Basis der Ausformung des vulgären und traditionellen
        Zeitbegriffes. Die Zeit als Innerzeitigkeit aber entspringt
        einer wesenhaften Zeitigungsart der ursprünglichen Zeitlichkeit.
        Dieser Ursprung sagt, die Zeit, »in der« Vorhandenes entsteht
        und vergeht, ist ein echtes Zeitphänomen und keine Veräußerlichung
        einer »qualitativen Zeit« zum Raum, wie die ontologisch
        völlig unbestimmte und unzureichende Zeitinterpretation Bergsons
        glauben machen will.
        Die Ausarbeitung der Zeitlichkeit des Daseins als Alltäglichkeit,
        Geschichtlichkeit und Innerzeitigkeit gibt erst den rücksichtslosen
        Einblick in die Verwicklungen einer ursprünglichen
        Ontologie des Daseins. Als In-der-Welt-sein existiert das Dasein
        faktisch mit und bei innerweltlich begegnendem Seienden. Das
        Sein des Daseins empfängt daher seine umfassende ontologische
        Durchsichtigkeit erst im Horizont des geklärten Seins des 
        nichtdaseinsmäßigen Seienden, das heißt auch dessen, was, nicht
        zuhanden und nicht vorhanden, nur »besteht«. Die Interpretation
        der Abwandlungen des Seins alles dessen, von dem wir sagen, es
        ist, bedarf aber einer zuvor hinreichend erhellten Idee von Sein
        überhaupt. Solange diese nicht gewonnen ist, bleibt auch die
        wiederholende zeitliche Analyse des Daseins unvollständig und
        mit Unklarheiten behaftet – um von den sachlichen Schwierigkeiten
        nicht weitläufig zu reden. Die existenzial-zeitliche Analyse des
        Daseins verlangt ihrerseits eine erneute Wiederholung im Rahmen
        der grundsätzlichen Diskussion des Seinsbegriffes.