geleitet wird1. Die Jetzt sind daher auch in gewisser Weise mitvorhanden: das heißt, das Seiende begegnet und auch das Jetzt. Obzwar nicht ausdrücklich gesagt wird, die Jetzt seien vorhanden wie die Dinge, so werden sie ontologisch doch im Horizont der Idee von Vorhandenheit »gesehen«. Die Jetzt vergehen, und die vergangenen machen die Vergangenheit aus. Die Jetzt kommen an, und die ankünftigen umgrenzen die »Zukunft«. Die vulgäre Interpretation der Weltzeit als Jetzt-Zeit verfügt garnicht über den Horizont, um so etwas wie Welt, Bedeutsamkeit, Datierbarkeit sich zugänglich machen zu können. Diese Strukturen bleiben notwendig verdeckt, umso mehr, als die vulgäre Zeitauslegung diese Verdeckung noch verfestigt durch die Art, in der sie ihre Zeitcharakteristik begrifflich ausbildet.
Die Jetztfolge wird als ein irgendwie Vorhandenes aufgefaßt;
denn sie rückt selbst »in die Zeit«. Wir sagen: in jedem Jetzt ist Jetzt, in jedem Jetzt verschwindet es auch schon. In jedem Jetzt ist das Jetzt Jetzt, mithin ständig als Selbiges anwesend, mag auch in jedem Jetzt je ein anderes ankommend verschwinden. Als dieses Wechselnde zeigt es doch zugleich die ständige Anwesenheit seiner selbst, daher denn schon Platon bei dieser Blickrichtung auf die Zeit als entstehend-vergehende Jetztfolge die Zeit das Abbild der Ewigkeit nennen mußte: εἰκὼ δ' ἐπενόει κινητόν τινα αἰῶνος ποιῆσαι, καὶ διακοσμῶν ἅμα οὺρανὸν ποιει μένοντος αἰῶνοςἐν ἑνὶ κατ' ἀριθμὸν ≥ουσαν ἀιώνιον εἰκόνα, τουτον δὴ χρόνον ὠνομᾴκαμεν2.
Die Jetztfolge ist ununterbrochen und lückenlos. So »weit« wir auch im »Teilen« des Jetzt vordringen, es ist immer noch Jetzt. Man sieht die Stetigkeit der Zeit im Horizont eines unauflösbaren Vorhandenen. In der ontologischen Orientierung an einem ständig Vorhandenen sucht man das Problem der Kontinuität der Zeit, bzw. man läßt hier die Aporie stehen. Dabei muß die spezifische Struktur der Weltzeit, da sie in eins mit der ekstatisch fundierten Datierbarkeit gespannt ist, verdeckt bleiben. Die Gespanntheit der Zeit wird nicht aus der horizontalen Erstrecktheit der ekstatischen Einheit der Zeitlichkeit verstanden, die sich im Zeitbesorgen veröffentlicht hat. Daß in jedem noch so momentanen Jetzt je schon Jetzt ist, muß aus dem noch »Früheren« begriffen werden, dem jedes Jetzt entstammt: aus der ekstatischen Erstrecktheit der Zeitlichkeit, die jeder Kontinuität
1 Vgl. § 21, bes. S. 100 f.
2 Vgl. Timaeus 37 d.