erste Mensch jedoch erst vor etwa 50 000 Jahren auf trat. Zum mindesten dasjenige Seiende, das wir Erde nennen, war schon längst vor dem Menschen da. Also kann es Seiendes und damit Offenbarkeit von Sein, also Sein auch ganz unabhängig vom Menschen geben.

Also kann zufolge dieses Widerspruchs der zentrale Satz in »Sein und Zeit« vom Bezug des Menschen zum Sein als dem alles tragenden Bezug nicht der Wirklichkeit entsprechen.

Diesem sogenannten Widerspruch gegenüber ist folgendes einzuwenden: Wir können nur sagen, entsprechend der ›Atomuhr‹, die die in festes Gestein eingeschlossenen, Atomzerfall aufweisenden radioaktiven Substanzen darstellt, war die Erde vor dem Menschen vorhanden. Wir können das damals Anwesende, die Erde, verrechnen, indirekt erschließen. Das können wir jedoch nur, insofern wir in der Lichtung des Seins stehen und zum Sein das Gewesen-sein, das >Früher-sein< gehört. Die Atomuhr ist ein Meßinstrument zur Berechnung des Alters der Erde. Daß die Erde ist, daß sie früher schon war, wird einfach vorausgesetzt.

Die übliche Aussage lautet doch: Die Erde ist schon zu einer Zeit, als der Mensch noch nicht existierte. Dann bleibt aber das ›ist‹ dieses Satzes und damit das Sein der Erde, das Sein als solches unbestimmt. Woher kommt da die Zeit?

Man kann von der Zeit absehen und sagen: Die Erde ist ohne den Menschen, unabhängig vom Menschen gewesen. Ganz abgesehen davon, ob sie also vor dem Menschen schon war oder ob sie nach dem Menschen immer noch sein wird, ist das Entscheidende, daß man zum mindesten sagen kann, die Erde kann wenigstens einen Augenblick lang ohne den Menschen sein. Das genügte schon, um den Satz vom alles tragenden Bezug des Menschen zum Sein als Irrtum erkennen zu lassen.

So oder so bleibt jedoch das ›ist‹, das Sein unbestimmt. Damit wird und kann nie klar werden, was alle diese Sätze vom Sein der Erde vor oder ohne den Menschen sagen sollen. Der Satz


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GA 89