sich auch, daß man dazu neigt, die Selbsterfassung als eine nach innen gerichtete ontische Intentionalität zu nehmen. Ferner wird Intentionalität zufolge dieser Verengung primär als >Meinen< gefaßt, Meinen dabei verstanden als indifferenter Charakter des Erkennens. So bekommt alles Sichrichten-auf primär den Charakter des Erkennens, ζ. B. bei Husserl, der die Grundstruktur alles intentionalen Verhaltens als νόησις kennzeichnet; so ist alle Intentionalität zunächst ein erkennendes Meinen, auf das sich dann andere Modi des Verhaltens zu Seiendem aufbauen. Erst Scheler hat deutlich gemacht, besonders in dem Aufsatz »Liebe und Erkenntnis«2, daß die intentionalen Verhaftungen ganz verschieden sind, und daß ζ. B. Liebe und Haß sogar das Erkennen fundieren; Scheler nimmt hier Motive von Pascal und Augustinus auf.
Zum bisherigen Begriff der Intentionalität halten wir fest: Sie ist 1. nur eine ontische Transzendenz, sie betrifft 2. das existierende Verhalten zu Seiendem nur in einer bestimmten Einschränkung und kommt 3. nur in verengender theoretischer Fassung, als νόησις vor den Blick.
Der ganzen bisherigen Problematik der >Beziehung< des >Subjekt< zum >Objekt< hegt undiskutiert zugrunde das Problem der Transzendenz — dieser Ausdruck zunächst ganz vulgär verstanden: Ein Seiendes (das Dasein) steigt hinüber zu einem anderen Seienden (Dasein oder Vorhandenes), so zwar, daß in diesem Transzendieren das, wozu das Dasein transzendiert, für es enthüllt ist in einem ganz weiten Sinne. Es galt zuerst, diesen nächsten Aspekt der Transzendenz, ihren vulgären Begriff zu fassen. Vulgäres Transzendenzphänomen heißt die Transzendenz, in der das Dasein sich wesenhaft unmittelbar bewegt. Gerade diese ist schwer zu sehen, wie sich in den bisherigen Erörterungen zeigte, und es bedarf hier der Unvoreingenommenheit
2 [Jetzt in den Gesammelten Werken Bd. 6, Schriften zur Soziologie und Weltanschauungslehre, hrsg. v. Maria Scheler, Bern u. München 2. Aufl. 1963; S. 77-98.]